72. Das gestohlene Kind.

[47] In der Nähe von Ziegenhain, zwischen Obergrenzebach und Schönborn, oberhalb der Rauchmühle befindet sich eine, etwa eine halbe Stunde lange Höhle, das Wichtelloch genannt. Als einst am Eingange der Höhle Heu gemacht wurde, hatte eine Frau ihr Kind in einen Korb gesetzt. Da sie es aber wieder holen wollte, war es verschwunden und an seiner Stelle lag das Kind eines Wichtelmännchens. Obgleich sie dieses als Kind aufnahm, behielt sie es doch nicht lange, denn es verlor sich wieder. – Oft kamen die Wichtelmännchen nach Ziegenhain und holten sich an den Bäckerläden ihre Nahrung. Auch stahlen sie den im Felde arbeitenden Leuten die Speisen.

Landau in d. Zeitschr. etc. I. 352.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. XLVII47.
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