Zuversicht

[144] Mag auch der Kerkerketten Bleigewicht

den Körper manchmal an den Boden zwingen –

Genossen, Mut! Die stärkste Kette bricht

und mit ihr jede Not; – nur eine nicht:

die Mattigkeit geknickter Seelenschwingen.

Spürt ihr die Sonne durch die Nebel dringen?

Ihr Strahlenbohrer schweißt das Kerkertor.

Gebt acht – die Fesseln lockern sich, Genossen!

Dem Auge kommt das Blickfeld weiter vor;

entwöhntes Klingen rauscht vertraut ans Ohr.

Die Zukunft, von Vergangenem umflossen,

strafft unsre Seelenfittiche: Empor!

Quelle:
Erich Mühsam: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stücke, Berlin 1978, S. 144.
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