Seppl Wittmann
ertrunken am 7. August 1927

[162] Dies war dein Leben: Treue, Kampf und Haft.

Die Treue gab zum Kampfe dir die Kraft,

und in der Haft der feindlichen Gewalten

hast du die Treue deinem Kampf gehalten.


Dies war dein Leben: Mut und stille Tat.

Wo Waffen klangen, stürmtest du ins Feuer,

der roten Schar ein tapferer Soldat –

und standst des Tods gewärtig, du Getreuer!


Dies war dein Ende: in Gefahr und Not

sahst du die Menschen, die du liebtest, schweben

und sprangst zu ihnen in die Flut. – Sie leben.

Dich riß der Strom zur Tiefe. – Du bist tot.
[162]

Nun ruh dich aus. Sie haben bis zuletzt,

die Feinde, dich gesucht, verfolgt, gehetzt,

und weil du treu bliebst deinem Kampf und Hoffen,

stand in der Heimat dir der Kerker offen ...


Genosse! Freund! Mein Kamerad und Sohn!

Mein Tag ward grau, da du gegangen bist.

Viel Leben ist mit dir ins Grab geflohn. –

Ruh aus vom Kampf, du treuer Rotgardist! –


Quelle:
Erich Mühsam: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stücke, Berlin 1978, S. 162-163.
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