Dämmerung

[20] Traurig ist's und jämmerlicht,

wenn der Mensch im Dämmerlicht

früh den Weg nach Hause sucht

und dabei die Welt verflucht.


Aus dem grauen Pflasterstein

grinst Verzweiflung, Laster, Pein,

und vom schwanken Lampenpfahl

flackert Aberwitz und Qual.


In des Menschen bangem Leid

stöbert die Vergangenheit –

und er steigt voll Scham und Schmach

einer späten Hure nach.


Quelle:
Erich Mühsam: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stücke, Berlin 1978, S. 20.
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