Meine Seele ist so fremd

[19] Meine Seele ist so fremd

allem, was als Welt sich preist,

allem, was das Leben heißt.

Meine Seele ist so rein –

keine Scham ist ihr zu eigen. –

Nackend steht sie, ohne Hemd

abseits eurem Lebensreigen. –

Darum nennt ihr sie gemein.

Meine Seele weiß es kaum,

daß ihr schmähend sie verflucht; –

sie tut keiner andern wehe; –

ihren fernen, fremden Traum

stört nicht einmal eure Nähe! – –

Meine Seele sucht. – Sie sucht.

Quelle:
Erich Mühsam: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stücke, Berlin 1978, S. 19-20.
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