Warum faltest du die Hände

[29] Warum faltest du die Hände

daumendrehend dir im Schoß?

Warum turnst du an die Wände

mit den Augen, seelengroß?

Warum stocherst du die Zähne,

die doch rein und schmerzlos sind?

Warum zerrst du an der Mähne

deiner Fuchsfellboa, Kind?

Warum wühlst du in der Tasche,

die dir niederhängt vom Hals?

Warum spielst du an der Masche

deines wollgestrickten Schals?

Warum schiebst du auf und nieder,

schließt und öffnest deinen Gurt?

Warum drückst du an dein Mieder

den Geburtstagsbrief von Kurt?

Warum willst du plötzlich weinen,

denkst du doch an seinen Kuß?

Warum zuckst du mit den Beinen?

Warum stampfst du mit dem Fuß?

Jetzt ergießt im Tränenstrome

wild sich die Melancholie ...

Liebes Kind, das sind Symptome

aufgelegter Hysterie.

Quelle:
Erich Mühsam: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stücke, Berlin 1978, S. 29.
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