458. Das Butterbrot.

[306] Bi Husby da liggt en lütte Barg upn Felde; da wahnen de Ünnererschen. Enmal da weer da en Dęrn bi den Barg, de kunn dat Stichwoord; da hör se de Ünnererschen bottern. As nu een Tuutsch (Kröte) bi ęhr in en Lock krupen wull, da steek se mit en Sticken in dat Lock, dat de Tuutsch nich vörbi kunn; to hant weer da en Dœr; da sä se: Epraim tu dich auf! da klaff de Barg ut enanner un se kunn da herin sehn, wo de Ünnerersche da stünn un botter. Do röp se: »Giff mi en Botterbrot!« Gliek keem de Ünnerersche mit en Botterbrot; da würr se awer angst un se löp weg. De Ünnerersche awer löp ęhr achterna un smeet ęhr dat Botterbrot achterup; da bleef dat Botterbrot sitten, un wenn man dat noch so vęl wegsneed, so keem dat doch ümmer werrer. – In Stenderup, Kirchspiel Toftlund, bat auch ein Junge einen Unterirdischen um ein Butterbrot. Aber er lief vorher weg; da ward ihm das Butterbrot an die Ferse geworfen, die seit der Zeit ganz welk blieb.

Bei dem Dorf Dannewerk befindet sich auch ein Butterberg. Ein Pferdejunge sah ihn einmal offen und eine Unterirdische vor dem Butterfaß; da rief er: »Gif mi en Botterbrot!« Als die Unterirdische ihm eins[306] brachte, lief er aber fort, und die Unterirdische verfolgte ihn. Da hörte er eine Stimme:


Loop œwer de Stücken,

So deit di nüms drücken.


Das tat er und sprang über die Graben querfeldein; die Unterirdische aber, weil sie alle einen unmäßig dicken Kopf haben, stolperte jedesmal beim Überspringen. Der Junge kam glücklich ins Haus; da ward das Butterbrot gegen den Türständer geworfen, und als man nachsah, war's eine grüne Grassode. Aber viele haben doch ein Butterbrot von den Unterirdischen bekommen und ihnen immer einen Pfennig dafür gegeben.


Durch Kandidat Arndt. – In dem Geisehoi bei Nübbel Kirchspiel Jordkirch haben ein paar Mädchen es auch buttern hören; andre hörten einen dumpfen Schlag, wenn der Bergmann seine Kiste zuwarf. – Vgl. Thiele, Danm. Folkes. II, 233.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 306-307.
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