2.

[319] Einst brannte einem Bauer in Eiderstede sein Haus nieder. Traurig ging er auf dem Felde umher, da kam ihm ein kleiner Mann in einem grauen Rock und mit einem Pferdefuß entgegen und fragte, was ihm fehle. Der Mann erzählte ihm sein Unglück und wie er kein Geld habe sein Haus wieder zu bauen. Da versprach der Kleine ihm ein Haus mit hundert Fenstern zu bauen, und es in einer Nacht bis zum ersten Hahnkrat fertig zu liefern, wenn er ihm seine Seele verspräche. Sogleich ging der Bauer den Vertrag ein und in der Nacht fing der Teufel an zu bauen und bald war das Haus fertig und der Teufel fing schon an die Fenster[319] einzusetzen. Als er nun zu dem letzten kam, da fing der Bauer an zu krähen und klatschte in die Hände; der Teufel lachte. Aber der Hahn im Stalle hatte es gehört und antwortete, als der Teufel eben die letzte Scheibe einsetzen wollte. Da mußte er weichen, drehte dem Hahn den Hals um und ging davon. Das Fenster hat niemand einsetzen können und es bleibt keinerlei Gerät in dem Zimmer, wo die Scheibe fehlt; alles fliegt heraus. Es braucht keiner da rein zu machen; denn es ist da immer ganz besenrein.


Durch cand. phil. Arndt und nach mündlicher Mitteilung aus Dithmarschen, wo man mit unbedeutenden Abweichungen dieselbe Sage von einem Hofe in Norderdithmarschen erzählt. Ebenso von einer Scheune in der Wilstermarsch.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 319-320.
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