1.

[340] Einer der Kolonisten zwischen Tetenhusen und Kropp war sehr reich geworden, wie man sagte durch einen kleinen Jungen mit einer roten Mütze, den hatte er sich gekauft. Er warf ihm jeden Morgen einen Spezies vom Boden, dafür mußte er ihm Abends Butter in die Grütze geben und er gehörte ihm an, wenn er stürbe. Der Bauer hatte ihn aus der ersten Hand, konnte ihn also wieder verkaufen, und das tat er auch, als er reich genug war. Er verkaufte ihn an einen Mann in Owschlag. Bei diesem machte er es ebenso. Der Bauer hatte eine Kammer, in die niemand kommen durfte; darin fehlte eine Fensterscheibe, die nie eingesetzt wurde; denn dadurch ging der Kleine aus und ein, sonst wohnte er auf dem Boden. Einst bei Nacht machten die Pferde einen furchtbaren Lärm, sie fraßen als wenn sie Eisen bissen, es knirschte und knarschte ihnen zwischen den Zähnen. Der Knecht stand auf und wollte nachsehen; als er aber den Pferden in die Krippe sah, bekam er rechts und links Ohrfeigen[340] von dem Kleinen. Wenn der Knecht künftig so etwas hörte, so blieb er ganz ruhig liegen. Der Bauer konnte den Kleinen aber nicht wieder los werden, denn er war der dritte, der ihn hatte. Der Bauer ist nun längst tot und man weiß nicht, wie der Nispuk aus dem Hause gekommen ist.


Herr Schullehrer Boysen in Bistensee. Vgl. Nr. 327. 330. 331.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 340-341.
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