15. Erichs Leiche.

[16] (1250.)


Nachdem Herzog Abel seinen unschuldigen Bruder den König Erich hatte ermorden lassen, und die Leiche mit Steinen und Ketten beschwert bei Missunde in die Schlei gesenkt war, so stieg sie doch bald empor und trieb ans Ufer. Als man sie in feierlichem Zuge in die Stadt führte, fingen alle Glocken von selbst an zu läuten. Man begrub sie in der Kirche St. Peter, und zeigt heute noch, nachdem sie längst anderswo hingeführt ist, dort des Königs Mütze, Rippe und die Ketten.

An dem Orte, wo die Leiche antrieb, errichtete man ein hölzernes Kreuz und nannte ihn zum finstern Stern. Oft haben später Fischer blaue Lichter da gesehen, wobei sie immer ein Grausen angekommen ist.

Der König soll jetzt unter einem Steine zwischen Loitmark und Arnis an der Schlei begraben sein. Jede Nacht, wenigstens in der Nacht, in der er ermordet ward, kehrt der Stein sich um, wenn die Uhr zwölf schlägt.


Cypraei Ann. episc. Slesv. S. 258. – Mündlich. – Die Leiche Erichs soll die rechte Hand über dem Wasser gehalten haben, gleich als riefe sie den Himmel um Rache an. – Über den sich wendenden Stein Kuhn, Märk. Sagen Nr. 13, 24.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 16-17.
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