16. König Abel und Wessel Hummer.

[17] (1252.)


König Abel zog hinunter nach Eiderstede mit großem Heere und wollte die Friesen bezwingen. Die aber wehrten sich tapfer und schlugen ihn auf dem Königskamp. Als er nun fliehend den Milderdamm erreichte, war ein Rademacher von Nordstrand, Wessel Hummer, ihm vorauf geeilt und hielt sich in einem Siel, das unter dem Damme weg ging, verborgen bis der König kam; da sprang er hervor, fiel ihn von hinten an und spaltete ihm den Kopf mit seiner Axt, so daß er sogleich tot niederstürzte.

Mehrere Jahre nach dieser Tat befand sich Wessel Hummer einmal zur See. Da erhub sich ein gewaltiger Sturm, daß das Schiff dem Untergange nahe kam. Da gestand er, daß er ein Königsmörder und wohl der Jonas auf dem Schiffe sei, um dessentwillen See und Sturm tobten. Als nun weiter keine Rettung war, entschlossen sich die Schiffer und warfen ihn über Bord; sogleich legte sich das Unwetter.


Provinzialberichte 1794, 2, 72. – Mündlich durch Herrn Schullehrer Hansen auf Sylt. – Bei Mildstede, in der Gegend des Milderdamms, heißen noch jetzt einige Fennen Starflük.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 17.
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