38. Die Räuber in der Engelsborg.

[39] Zwischen Nindorf, Bargenstede und Varenwinkel bei Meldorf liegt die Engelsborg. Die ist so hoch, daß man von da ins Land Wursten jenseits der Elbe sehen kann. Früher haben da einmal Mörder gewohnt in der Kuhle, aus der man meint der Berg herausgetragen sei. Viele Jahre haben sie da ihr Gewerbe getrieben und viel Schaden ringsumher angerichtet. Ein Mädchen hatten sie geraubt und lange bei sich gehabt; die aber hat endlich mit Wolle Zeichen gegeben, wo sie sich aufhielten. Und da man ihnen nun nicht anders beizukommen wußte, hat man sie mit siedend heißem Wasser aus der Höhle heraus geschmort. Zwei wurden gefangen und bei Meldorf hingerichtet. – Es ist aber das Land hier vor Alters voller Hölzungen und Wald gewesen, also daß ein Eichhörnchen von der Singel in Meldorf an bis zu Osten an des Landes Grenze auf eitel Bäumen springen konnte, ohne den Boden zu berühren. Daher überall viele Spelunken und Mörderkuhlen im Lande gewesen sind, sonderlich zu der Zeit ehe Karolus Magnus den christlichen Glauben einführte.


Neocorus I, 255. Hans Detleff, Mskr., Fol. 32 b. Vgl. zu Nr. 114.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 39.
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