39. Der lange Peter.

[39] Der lange Peter war von der Insel Sylt gebürtig und ward ein Seeräuber. Seine Matrosen und Schiffsleute hatten zum Zeichen ihres Ordens auf ihren Kleidern an der einen Seite den Galgen und an der andern ein Rad. Er pflegte sich zu nennen:
[39]

Der Dänen Verhęrer,

Der Bremer Vertęrer,

Der Holländer Krüz und Beleger,

Der Hamborger Bedreger etc.


Von ihm ist noch eine Schanze in den Dünen auf Sylt zu sehen.

Sie plünderten einmal da zu einer Zeit als die Männer von der Insel fast alle auf der See waren. Da vereinigten sich alle noch übrigen Einwohner, jung und alt, Weiber und Männer, besonders aus den Dörfern Westerland und Tinnum, und zogen ihnen entgegen, indem sie das Lied dazu sangen:


»Dat geit dar na to mit alle Mann

Mit Bössen, Stahl en Forken:

De hier nicht fechten will en kann,

Dat sind woll rechte Schorken.«


Man schlug die Räuber und nahm ihrer acht in dem Hause des Strandvogts Erk Mannis gefangen. Sieben wurden nachher auf dem Galgenhügel zu Norden Keitum gehenkt; den achten ließ man laufen, weil er noch ein Knabe war. Er rächte aber nach einigen Jahren den Tod seiner Genossen, indem er in einer Nacht das Haus jenes Strandvogts anzündete und abbrennen ließ.


Grauer, Erklärung des Götzendienstes Horn S. 64. Tondern 1737. Bei Rhode, Antiquitäten Remarques und nach einer Mitteilung des Herrn Schullehrers Hansen auf Sylt.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 39-40.
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Legenden und Märchen von Ostsee und Schlei: aus: Karl Müllenhoffs Sammlung (1845): Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg
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