52. Bockwold und Bülow.

[49] Zu Christian des Ersten Zeiten wohnte ein Herr von Bockwold auf dem Gute Borstel. Ihm kündigte einer aus dem adligen Geschlechte Bülow, das damals in Mecklenburg wohnte, Fehde an, und da er einmal unbewaffnet auf dem Felde umherging, fiel der Herr von Bülow über ihn her und beraubte ihn seiner goldenen Kette, die er am Halse trug, und anderer Kleider und machte sich dann davon. Schnell schickte Bockwold nun sich an und folgte dem Räuber bis nach Mecklenburg hinein, und da er ihn traf, forderte er ihn auf, seine Kette ihm wieder zu geben. »Ach«, sagte der Herr von Bülow, »Deine Kette wird wohl die sein, die ich sogleich unter dem Bettgestell versteckte.« »Nun«, antwortete Bockwold, »nicht wer eine Sache behält, die er nahm, sondern wer sie wieder herausgibt und dazu gesteht, den kann man Dieb schelten. Drum mußt Du nun mein Gefangener sein und kannst mir wie mein Pudel folgen.«


Heinrich Ranzau bei Westphalen I, 98, 149.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 49.
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