1.

[76] Der Herzog Hans Adel von Plön ist seiner Zeit ein großer Zauberer gewesen. Er hat viele Kriege mitgemacht, aber weil er kugelfest war, ist er immer unverwundet zurück gekommen, und wenn er dennoch in große Gefahr kam, machte er sich unsichtbar. Den Feinden, wenn sie die überlegenen waren, hat er oft die Augen so verblendet, daß sie ihn und seine Leute nicht erkannten. Ja einmal, als er sich mit den Türken schlug und[76] in Gefahr war zu unterliegen, wußte er sich und seine Leute so täuschend in Bäume zu verwandeln, daß die Feinde sich daran stellten und ihnen die Stiefel voll pißten.

Er hielt sich gerne und oft in Stocksee auf. Wenn er dahin wollte, so fuhr er im Winter und im Sommer mit Pferden und Wagen immer gerades Weges über den Plöner See. Ein Bauer aus Stocksee fuhr einmal hinter ihm her. Als beide hinüber waren, fragte der Herzog, in wessen Namen er es getan habe. »In Euer Gnaden Namen«, antwortete der Bauer. »Das ist gut«, sagte der Herzog, »daß du es in mei nem Namen getan hast; versuche es nur nicht wieder, es möchte dir sonst schlecht gehen.«

Als er einmal eine von seinen großen Reisen antrat, befahl er, daß bis zu seiner Rückkehr Stocksee vergrößert und zu einer Stadt gemacht sein solle. Seine Gemahlin verwandte das ausgesetzte Geld aber zur Erbauung der Neustadt Plön. Als der Herzog zurückkam, fuhr er gleich nach Stocksee, und da er nun alles unverändert fand, schwur er seiner Frau den Tod. Das erfuhr sie sogleich, und als sie ihn nun aus einem Fenster des Schlosses am Kuppelsberge herankommen sah, stürzte sie sich hinunter.

Aber am Ende hat der Teufel ihn auf Ruhleben aus dem Fenster geholt. Die Sache sollte freilich vertuscht werden, sie ist aber doch heraus gekommen. Sein einziger Vertrauter war ein Kammerdiener, der jedoch nicht ganz eingeweiht gewesen ist und der sich auch zuletzt mit Hilfe von Geistlichen den Teufel vom Leibe hielt. Des Herzogs Kutscher sollte diesem einmal sein Zauberbuch holen, das er vergessen hatte. Neugierig fing er an, darin zu lesen; aber bald kamen eine solche Menge von Geistern und greulichen Erscheinungen, die er nicht wieder zu entfernen wußte, daß er froh sein konnte, als der Herzog selber kam und ihn befreite.


Durch Herrn Dr. Klander in Plön und Herrn Schullehrer Pasche in Wankendorf. – Wie besonders wohltäti ge und gütige adlige Frauen durch die Sage in ihr Gegenteil verwandelt wurden (Nr. 60), so hier auch Herzog Adolf. Hansen, Kurzgefaßte Nachricht von den Plön. Landen, S. 284. Er diente dem Kaiser Leopold in den Niederlanden, in Ungarn gegen die Türken, gegen die Polen. Siehe ebendas. S. 258.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 76-77.
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