2.

[107] Liudger schiffte auf des Kaisers Rat nach einer Insel, die auf der Grenze lag zwischen dem Lande der Friesen und dem der Dänen, und diese hieß Fositesland nach dem Gott Fosite, den die Heiden daselbst anbeteten. Als das Schifflein dem Ufer der Insel nahte, nahm Liudger ein Kreuz in die Hand und sang den sechzigsten Psalm. Da sahen diejenigen, welche mit ihm im Schiffe waren, einen dichten Rauch von der Insel[107] aufsteigen und über derselben sich zusammendrängen und alsdann verschwinden. Und Liudger sprach: »Wisset, meine Brüder, daß dieses der Satan war, den der Herr von der Insel vertrieb.« Und er trat freudig ans Ufer und predigte Jesum und taufte die Neubekehrten an einer Quelle, die auf der Insel sprang. Des Fosite Heiligtum zerstörte er und baute an dessen Stelle christliche Kirchen.


Wolf, Niederländische Sagen S. 223 aus Surii vitis Sanctorum.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 107-108.
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