145. Der Bischofswarder.

[114] Bei Bossee, nicht weit von Kiel, liegt eine Wiese, die Übelteich genannt wurde, weil darin einst viel Schlangen, Würmer und andres Ungeziefer gehaust hat. Ein kleiner Hügel darin heißt der Bischofswarder.

Denn zu der Zeit, als das Christentum eindrang, kam ein in der Kirchengeschichte wohlbekannter Bischof (Vicelin?) hierher, und wollte die Heiden bekehren. Aber diese ergriffen ihn, kleideten ihn nackt aus, bestrichen ihn mit Honig und setzten ihn so auf jenem Hügel, der nach ihm seinen Namen hat, auf einen Pfahl. So mußte er da, von dem Ungeziefer gemartert, den Geist aufgeben. Davon erhielt auch das Dorf seinen Namen Bossee, weil so boshafte Leute darin wohnten, und ein nahe gelegener Hof hieß Bissee, d.i. Bischofssee.


Ex Mss. Bosseens. in Majors Collectan. Mss. Fol. 10 a und durch Herrn Schullehrer Rohweder in Thienbüttel.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 114.
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