4.

[125] Eine Kapelle bei Neukirchen in der Wiedingharde – da, wo es noch jetzt heißt up de Kapell – ward von Seeräubern geplündert und die Glocke ward mitgenommen. Ihr Fahrzeug lag bei Hornburg an einem Arm der Widau, dem Siel; dorthin mußten sie ihren Raub bringen. Es war aber die Nacht auf Ostern und wie sie gegen Hornburg kamen, graute der Morgen des ersten Ostertages. Da der Kapellan in Neukirchen das Fest nicht mehr einläuten konnte, so betete er es ein und betete so inbrünstig, daß die Glocke den Händen der Räuber entfiel, wie sie eben sie ins Schiff bringen wollten, und in das Siel versank. Aber noch klingt jeden Ostermorgen ihr Geläute aus der Tiefe herauf und Kinder gehen dann dahin und horchen und hören es wirklich.

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Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 125.
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