193. Das alte Plön.

[137] Der Berg, auf dem das Plöner Schloß steht, ist mit Schiebkarren zusammengefahren und jeder Arbeiter erhielt damals täglich einen Schilling. Von dem Berge aber steht nun nur noch ein kleiner Teil. Denn bei einem Erdbeben versank die eine Hälfte nebst dem alten Schlosse und einem Teil der Stadt in den See. Anfangs hörte man noch die Glocken des Turmes läuten, der mit versunken war, und Fischer sollen ihn noch bei klarem Wetter erblicken. Ein alter Mann erzählte, er habe einmal[137] am großen See einen Haufen Stecknadeln gefunden, so groß wie ein Maulwurfshügel. Die rührten noch von der alten Stadt her.

Bei diesem Erdbeben gewann der große See überhaupt sehr an Umfang. Alte Leute wissen zu erzählen, daß zwischen Godau und Bosau, wo jetzt eine große Bucht ist, früher gar kein Wasser war, sondern nur eine kleine Au in den See floß, die so seicht war, daß man auf einem hingelegten Pferdekopf hinüberging. Von dieser bösen Au hat Bosau später seinen Namen erhalten.

Den Wirkungen des unterirdischen Feuers verdankt auch Aschberg seinen Namen.


Aus Plön durch Dr. Klander.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 137-138.
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