205. Die Bergenten auf Sylt.

[144] Wie die Störche auf dem festen Lande, so sind die Lerchen und vor allen die Bergenten gleichsam heilige Vögel auf Sylt. Man stellt ihnen niemals nach, sondern hilft ihnen ihre Nester bauen, indem man Löcher und Gänge für sie in die Dünen und Heidehöhen gräbt. An jedem Morgen nimmt man ihnen nur ein Ei aus dem Neste, läßt ihnen aber die übrigen, oft zehn bis zwölf Stück, sobald die Brutzeit anfängt. Daher wenn eine Bergente im Fluge einem Sylter begegnet, nickt sie mit dem Kopfe und ruft ihrem Freunde ein »Gud Day! Gud Day!« nach dem andern zu. Weil sich aber diese Vögel mit den Störchen durchaus nicht vertragen können, leben beide von alters her im Kriege, und die Störche sind so ganz von der Insel verscheucht, daß nur einzeln sich einer dahin verirrt und niemals da nistet.


Hansen im Volksbuch 1845.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 144.
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