222. Vicelins nasses Kleid.

[151] Als der heilige Vicelin gestorben war, klagte und trauerte keiner mehr als sein Freund Eppo. Keiner konnte ihn trösten und viele Tage brachte er in Tränen und Seufzern hin. Da erschien in einer Nacht der heilige Mann einer keuschen, frommen Jungfrau und sprach: »Sage unserm Bruder Eppo, daß er aufhöre zu weinen; mir ist wohl; aber ich leide Schmerzen von seinen Tränen; denn sieh, ich trage sie alle in meinen Kleidern.« Dabei zeigte er sein Gewand von blendender Weiße und es war ganz naß von Tränen.


Helmold I, 78 (79); vgl. Grimms Kindermärchen etc. – Dies ist wohl das älteste Zeugnis des weitverbreiteten Glaubens?

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 151.
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