223. Der eingemauerte König.

[151] Südwärts von Schleswig, bei Niederselk, liegt ein großer Hügel mit einem gewaltigen Riesengrab. Man nennt ihn den Könsee. Vor alten, alten Zeiten war hier nämlich ein König, der war gegen die Bauern hart und grausam. Schwere Schatzungen forderte er von ihnen und wenn sie nicht bezahlen konnten, ließ er ihnen das Brot vorm Munde wegnehmen. Da standen die Bauern auf und fingen ihn, und zur Strafe mauerten sie ihn bis an den Bauch fest in große Felsensteine und hängten über ihm ein Brot auf. So mußte er einen qualvollen Tod sterben. Lechzend hatte er die Zunge ausgestreckt und da er mit ihr das Brot eben berührte, ein großes Loch hineingeleckt. Als er tot war, schüttete man den großen Hügel über ihn auf. Darin sind noch die großen Felsensteine.


Durch Herrn Kandidaten Arndt. – Unsere Antiquare haben herausgebracht, daß im Könsee oder Kongsiehöi ein König Sigurd Falle begraben sein soll, der mit den Lodbroks Söhnen im 9. Jahrhundert bei Schleswig eine große Schlacht geliefert haben soll. Neues Staatsbürgerl. Magazin II, 629.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 151.
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