1.

[153] Bei einer großen Hochzeit auf dem alten adligen Gute Hoierswort in Eiderstede war unter den Gästen auch eine Dirne, die war die flinkste Tänzerin weit und breit und sie konnte vom Tanzen gar nicht lassen. Die Mutter warnte; aber sie sprach übermütig: »Und wenn der Teufel[153] mich selbst zum Tanze auffordert, so schlüg ich es ihm nicht ab!« Augenblicks kam ein Unbekannter zur Türe herein und forderte sie zum Tanze auf. Das war aber der Teufel, mit dem sie zu tanzen versprochen. Er hat sie so lange herumgeschwenkt, bis ihr das Blut aus dem Munde brach und sie tot hinfiel. Die Blutspuren in dem Saale sind unvertilgbar. Die Dirne selbst aber hat noch keine Ruh. In jeder Nacht um Mitternacht muß sie aus dem Grabe in den Tanzsaal, eine höllische Musik bricht los und das ganze Schloß hüpft auf und ab. Jeden, der zufällig eine Nacht in dem Saale schläft, fordert sie zum Tanze auf; noch hat's keiner gewagt mit ihr zu tanzen. Tut's aber einmal ein Christenmensch, so ist sie erlöst. Einen jungen Mann, der auch ein wilder lustiger Geselle war, hat sie einmal so erschreckt, daß ihm für immer die Lust an Gelagen verging, und wenn er nur Violinen hörte, er meinte, den Spuk wieder zu hören.


Husumer Wochenblatt 1837, Nr. 5. Durch Herrn Hansen auf Sylt, und aus Dithmarschen.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 153-154.
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