230. Der verwünschte Geiger.

[154] Im Kirchdorf Bröns, zwei Meilen südlich von Ripen, waren an einem Sonntagabend mehrere Mädchen und junge Leute versammelt und[154] hatten große Lust zum Tanzen. Aber es war kein Geiger zur Stelle und man wußte augenblicklich nicht, woher man einen bekommen sollte. Ärgerlich sagte endlich einer: »Ich will schon einen Musikanten schaffen, und sollt's der Teufel selber sein«, und damit ging er auf gut Glück hinaus. Kaum war er draußen, so begegnete ihm ein alter Mann mit einer Geige unterm Arm. Beide wurden schnell einig und der Alte ward in die Gesellschaft geführt, fing an zu spielen und das junge Volk begann zu tanzen. Aber der Geiger strich immerfort und die Tänzer tanzten ohne Aufhören und keiner konnte zum Stillstand kommen. Da mußte der Prediger erst geholt werden und einige ernste Worte zum Spielmann sprechen; worauf dieser verschwand.


Herr Dr. Reimers auf Gramm.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 154-155.
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