2.

[157] Südlich im Dorfe Hellewadt, hart an der Landstraße, die von Apenrade nach Lügumkloster führt, liegt das Wirtshaus Klöveres (Treff-As). Diesen Namen erhielt es von folgender Geschichte. Ehemals war hier nicht die beste Wirtschaft und es ward viel Karten gespielt. So saß auch einmal an einem Winterabend eine Gesellschaft beisammen und an Flüchen und unziemlichen Reden fehlte es nicht; besonders ward häufig der Teufel angerufen, als unerwartet und von niemand bemerkt ein Handwerksbursche in die Stube kam und sich unter die Spielenden setzte. Bald wandte sich alles Glück auf des Fremden Seite und die übrigen kamen dadurch nicht in die beste Laune. Da fiel einem eine Karte unter den Tisch: das war gerade Treff-As, und wie er sie wieder aufnehmen wollte, bemerkte er, daß der Fremde einen Pferdefuß hatte. Stillschweigend legte er seine Karten hin und ging fort, ohne etwas zu sagen. Das fiel den andern auf und als ein zweiter nun absichtlich eine Karte fallen ließ und dasselbe bemerkte, ging auch er dem andern nach. So machtens auch die übrigen und der Teufel saß am Ende allein in der Stube. Der Wirt war in großer Verlegenheit. In seiner Angst schickte er zum Prediger, um den Bösen zu bannen. Der Prediger kam mit drei Büchern unterm Arm, aber zwei schlug ihm erst der Teufel mit seinem Fuße aus der Hand; das dritte hielt er zum Glücke fest. Nun ließ der Prediger sich von den Wirtsleuten eine Nadel geben, machte damit ein Loch ins Fensterblei und durch Lesen aus dem Buche zwang er den Unhold da hindurch zu schlüpfen und das Weite zu suchen.


Dannevirke 1843, Nr. 53. Durch Herrn C. Petersen in Hellewadt und Herrn H. Petersen in Soes. Nach letzterem gebraucht der Prediger einen Stock statt der Nadel. – Unvollständig durch Kandidat Arndt mitgeteilt auch aus Esprehm bei Schleswig; mündlich auch aus Wakendorf; die Geschichte soll da bei einem Marketender[157] zur Zeit des Kanalbaues passiert sein. Auch in Dithmarschen in einem Wirtshause bei Heide oder Weslingburen. Letztere Version ist dadurch merkwürdig, daß vom Fluchen etc. keine Rede ist, sondern der Teufel aus besonderer Lust und Liebe zum Kartenspiel sich einfindet. In allen entweicht der Teufel durchs Fenster und hinterläßt Gestank. Von der Nadel ist nicht die Rede. Auch aus der Horst bei Elmshorn, wo der Teufel gebannt wird trotz der Vorwürfe, die er auf den Prediger zu bringen weiß, ganz so wie in Nr. 410. Thiele, Danm. Folkes. II, 79. Wolf, Niederl. Sagen Nr. 467, 468. Kuhns, Märk. Sagen Nr. 152.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 157-158.
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