237. Der diebische Müller.

[160] Ein böser, gottvergessener, diebischer Müller wollte keinen christlichen und ehrlichen Umgang mit seinen Nachbarn halten, sondern wenn sie im Wirtshaus waren, ging er lieber auf die Mühle und untersuchte die Säcke der Bauern; denn ihm schien, daß er dann die beste Gelegenheit dazu hätte. Was geschah aber am St. Martinstage? – Der Teufel kam leibhastig zu ihm in die Mühle und sagte: »Nun, Gevatter, was machst du da? Ich verstehe, du machst dir ein Geschäft in fremden Taschen; wir wollen nun einmal zusammenmahlen!« Damit hub er den Mühlenstein auf und steckte den Müller darunter, machte die Mühle los und mahlte ihn zu Brei. Diese Geschichte ward übers ganze Land bekannt und seit der Zeit wollen die Müller kein Korn mehr mahlen am Martinstage.


Helvader. Calendar. Nov. 11. Thiele II, 79.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 160.
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