264. Die Weihnachtsfeier im Preetzer Kloster.

[177] In dem Preetzer Kloster war früher die Sitte in der Christnacht Gottesdienst zu halten, wobei von den Klosterfräulein das Christkind[177] gewiegt ward. Als man diese Sitte abschaffen wollte, (jetzt wird sie längst nicht mehr befolgt), so ertönte dennoch die Orgel zu der bestimmten Zeit. Ein Fräulein verwunderte sich darüber und meinte, es solle also doch wohl Gottesdienst gehalten werden, und ging mit ihrer Jungfer zur Kirche. Aber in der Kirche war ihr alles so wunderbar und als sie eben in ihrem Stuhle sich niedergesetzt hatte, kam ein weiß gekleidetes Fräulein zu ihr und sagte, sie solle hingehn und den andern sagen, sie möchten Weihnachtsabend halten; sonst würden sie ihn halten. Die Klosterfrau tat wie ihr befohlen war; aber als die andern darauf zur Kirche gingen, konnte sie schon nicht mehr mitgehn und drei Tage darauf war sie tot.


Durch Herrn Volbehr.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 177-178.
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