278. Sara Limbek.

[185] Zu Törning, im Amte Hadersleben, sieht man auf einem Berge noch Spuren eines Schlosses, das einst dem edlen Geschlechte der Limbek gehörte. Hier wohnte vor Zeiten Sara Limbek, gewöhnlich schön Sara[185] genannt. Sie war an einen alten kranken Ritter verheiratet und es behagte der jungen munteren Frau schlecht bei ihm. Die meiste Zeit brachte sie in lustiger Gesellschaft zu, ohne sich um ihren kranken Mann zu kümmern, und wenn sie nicht auf ihrem eignen Schlosse ein Banket gab, ließ sie ihre große Kutsche mit den vier schwarzen Rappen anspannen und fuhr aus. Einsam und unbeweint starb der Ritter auf seiner Burg. Die leichtsinnige Frau aber muß bis heute noch in jeder Nacht die Runde machen durch Törnings Felder und Waldungen; ihr gespenstisches Fuhrwerk macht in einem Zaun jedesmal eine Öffnung, die der Besitzer des Feldes vergebens zu schließen sucht; denn was er am Tage herstellt, wird in der Nacht wieder vernichtet.


Schriftliche Mitteilung.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 185-186.
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