316. Der Zauberkessel.

[212] Eine alte Frau aus Schönkirchen in der Propstei erzählte:

Da weer mal in Oppendörp en Knecht, en heel düchtigen Kęrl. Nu harr in de Tied sik dat all verluden laten, as wenn de Liefegnen frie gęben warrn schulln. De jungen Kęrls de freien sik gewaltig darup un kunnen den Dag nich aftöwen (abwarten), dat se frie weeren. Unsen lewen Knecht worr dat ok to lang un eenmal des Morgens, as he plögen schull, weer he œwer alle Bargen. De Herr arger sik, dat he sien besten Knecht missen schull un he kreeg up an Lüd, wat he upkrigen kunn, um em werder intofangen. Keen Minsch aber kreeg den Knecht to seen. Enige säen man, dat se vun en jungen Kęrl hört harrn, wat na de Beschribung de rechte weer, de œwer de Elv sik wegmaakt harr.

Na de Tied keem maal en Juud up den Hoff, den se de Geschichte vertellen däen. Do sä de Juud: »Den wüllt wi wull werder krigen.«[212] De Lüd säen dat to den Herrn un de Herr leet den Juud to sik kamen un froog em, ob dat wahr weer. De Juud sä, ja, wenn se harrn, wat he darto bruuk un se em dat good betalen wullen. Öwer de Betalung wörren se licht enig un de Juud versprök den Knecht werder to schaffen, wenn se en Stück Tüch harrn, wat de Knecht en Johr lank dragen harr. De Herr leet nasöken un se bröchen em en ole Unnerjack. Do leet de Juud sik eerst en swarten Hahn, naasten en swarten Kater fangen, slach de af un söch sik darup noch annere Saken; dat höll he awer ganz geheem. In de Nacht kreeg he en groten Kętel to Füer un um Mitternacht dä he den Knecht sien Jack, den swarten Kater, den swarten Hahn un sien annere geheemen Saken dar herin un fung an to kaken. Un he kaak un kaak de ganze Nacht dœr un den Dag un so kaak he noch tweemal veeruntwintig Stünn. As awer de Abend int Land keem, do keem en Minsch up den Hoff lopen, vun ünnen bit baben vull Dreck, de ganz uter Aten weer un vœr de Huusdœr hinfull un ahn Besinnung liggen bleef. Dat weer de weglopen Knecht. As he werder to sik keem, do weer sien eerstes Woord: »Gottlof, dat ik werder in Oppendörp bin!« He vertell nu, dat he in Amsterdam west weer, as he mit eenmal in de Nacht upwaken dä, un so schnaaksch to Mood weer, as he dat sien Lęben nicht west weer. He harr sik antrecken müßt, he harr sülwen nicht wußt worüm, un denn harr he jümmers lopen müßt, Dag un Nacht un Nacht un Dag jümmers liek ut. Wodennig he œwer dat Water kamen weer, dat wuß he sülwer nich; he weer so möd un so hungrig west, dat harr aber all niks holpen, he harr jümmer tolopen müßt un so geern he ok wullt harr, so harr he doch nich still staan kunnt.

Mien Mutter ęhr Swester, sagte die alte Frau, de deen in de Tied up Oppendörp un hett den Knecht recht good kennt, un mien Mutter hett mi de Geschichte sülwen vertellt, as ik noch en lütt Deern weer.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 212-213.
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