320. Der leibhaftige Teufel.

[217] Ein Fischer aus Groß-Wittensee ging mit einem Damendorfer Bauern, der als Vieharzt berühmt war, von Bünstorf nach Groß-Wittensee. Von dem Bauern erzählte man aber auch, er stünde mit dem Teufel in Verkehr. Sie waren noch nicht weit gegangen, erst bei der sogenannten Kollstätte angekommen, als das Gespräch auf den Teufel kam. Der Bauer fragte den Fischer: »Willst du ihn sehen?« »Ja«, sagte der. Als sie nun noch ein paar Schritte vorwärts gegangen, so geht der Teufel leibhaftig vor ihnen vorüber. »Hast du ihn gesehen?« fragte der Bauer. »Nicht recht«, sagte der Fischer, und damit gingen sie weiter.

Ein andermal kommt nun der Fischer allein den Weg von Bünstorf nach Groß-Wittensee, und als er wieder bei der Kollstätte ist, kommt ein großer schwarzer Pudel zu ihm und glotzt ihn mit feurigen Augen an und läuft immer neben ihm her bis Sande. Hier kehrte der Fischer voller Angst ein, in der Hoffnung, der Pudel werde zurück bleiben, sagte aber nichts von dem, was ihm passiert war. Nachdem er einige Zeit da verweilt hatte, machte er sich wieder auf den Weg, aber der Pudel begleitete ihn nun bis nach Klein-Wittensee, wo er abermals einkehrte. Die Leute sahen ihm seine Angst an und wollten ihn bis Groß-Wittensee begleiten, aber der Fischer lehnte das ab und ging allein wieder fort. Kaum war er aus dem Dorf, als der Pudel sich abermals einstellte und nun ihn erst kurz vor Groß-Wittensee verließ. Man hat überhaupt ganz oft den großen Pudel zwischen Klein-und Groß-Wittensee bemerkt. Da hatte er seinen Aufenthalt und Versteck in einem alten Dornbusch am Wege.


Durch Herrn Schullehrer Boysen in Bistensee.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 217.
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