327. Die Teufelskatze.

[222] Es war mal ein Bauer, der hatte drei schöne große Katzen. Sein Nachbar kam und bat ihn um eine. Er erhielt sie und setzte sie auf den Boden, um sie anzugewöhnen. Nachts steckte die Katze den Kopf durch die Bodenluke und fragte: »Was soll ich bringen über Nacht?« »Mäuse sollst du bringen«, antwortete der Bauer. Da fing die Katze Mäuse und warf sie alle auf die Diele. Am andern Morgen lag die Diele so voll, daß man die Tür gar nicht öffnen konnte und der Bauer fuhr den ganzen Tag die Mäuse fuderweise weg. Nachts steckte die Katze den Kopf wieder durchs Bodenloch und fragte: »Was soll ich bringen über Nacht?« »Roggen sollst du bringen«, antwortete der Bauer. Da schüttete die Katze die ganze Nacht Roggen hinab, daß man morgens wieder die Tür nicht öffnen konnte. Da merkte der Bauer, daß die Katze eine Hexe sei, und brachte sie wieder zum Nachbar. Und daran hat er klug getan; denn hätte er ihr zum drittenmal Arbeit gegeben, so hätte er sie niemals wieder los werden können. Aber daran tat er nicht klug, daß er nicht das zweite Mal sagte: »Geld sollst du bringen!« Dann hätte er soviel Geld gehabt, als nun Roggen.


Aus Kurburg bei Schleswig durch Herrn Kandidat Arndt. – Kuhn, Märk. Sagen Nr. 128. Thiele, Danm. Folkes. II, 187.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 222.
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