342. Das Geschenk der Hexen.

[232] Spätabends ging ein Mann, der ein Musikant war, von Todendorf nach Puttgarden. Auf der Mitte des Weges begegneten ihm eine Menge Hexen, die ihn sogleich umringten und sagten: »Spiel uns was vor.« Vor Angst konnte er nicht reden, brachte es aber doch endlich heraus und sagte, daß er keine Violine hätte. »Tut auch nicht nötig«, antworteten die Hexen, »wir haben eine«. Als er nun zu spielen begann, tanzten sie wild um ihn her und sprangen haushoch. Endlich waren sie müde und gaben dem Manne zum Lohne eine Schürze voll Kröbeln (eine Art Apfelkuchen). Als er zu Hause kam, legte er die Violine und die Kröbeln auf die Essigbank (den Ofenschrank), und ging zu Bette. Am andern Morgen aber, als er seine Hexengeschenke besehen wollte, war die Violine zu einer alten Katze, der Bogen zu einem Schwanz und die Kröbeln zu Pferdedreck geworden.


Aus Puttgarden auf Fehmarn.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 232.
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