365. Die beiden Bräute.

[244] Ein Knecht pflügte; da kamen immer zwei Katzen an ihn heran und jede suchte sich an ihn zu schmiegen und die andre zu verdrängen. Darüber[244] war des Beißens unter ihnen kein Ende. Der Knecht suchte sie fortzujagen, aber vergebens, sie kamen immer wieder. Endlich nahm er seinen Stœker1 und warf damit nach ihnen. Da verwundete er die eine am Fuß und sogleich stand eine seiner Bräute vor ihm, am Fuß blutend. »So, Greet, bist du dat!« sagte der Knecht, »gah man, ik nęm di nich.« »Ja«, sagte Greet, »de ander dat weer Trien, de keem good weg.« Da war die andre Katze davon gelaufen, aber der Knecht nahm sich nun fest vor, sich auch nicht mehr mit Trien abzugeben.


Aus dem Gute Ludwigsburg in Schwansen durch Herrn Schullehrer Hessen.

Fußnoten

1 Ein Stiel, unten mit scharfem Eisen, der beim Pflügen gebraucht wird, zum Reinigen der Pflugschar.


Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 244-245.
Lizenz:
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