388. Sęwenrand.

[260] An dat will Water (der Ostsee) hörr (hütete) en stuur Diern dat Veh. Wenn se sik nu to slapen leggen dö, so köum ümmer de Nachmahr un drück ęhr. As enmal ęhr Brauder bi ęhr wier, sę se tau em: »Ik will mi daal tau slapen leggen; wenn ik awers an tau jammern fang'n dau, so weck mi op.« De Brauder lę sik bi ęhr daal, un dat wier nonne lang, dar füng sien Süster an tau stœnen. He reet'n Kopp inne Hög: dar söug he'n Sęwenrand (Siebrand) un wider niks. He steek sien Arm[260] dar dörch un dach, wo schull dat wol aflopen. Kuum awers harr he dat daan, so füng de Sęwenrand an tau tucksen un wull sik losriten, kunn awers ne. Op enmal hür de Brauder spręken:


Och Sęwenrand, och Sęwenrand,

Wannier kaamt wi na Engelland?


Da verfier (entsetzte) he sik un leet loos; un ihr he sik dat nu noch versöug, wier de Sęwenrand tau Water, swömm weg un wier em bald uten Ogen. Vun de Tied an köum de Nachmahr ne weller.


Aus der Gegend von Oldenburg durch Herrn Knees in Neumünster.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 260-261.
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