396. Feuer vorgewarnt.

[264] Ein Bauer in Nordballig beherbergte eine Nacht über einen armen Mann. Am andern Morgen sagte dieser zu seinem Wirt: »Nimm den Stender da aus deinem Hause und leg' ihn aufs freie Feld.« Der Bauer wollte ungerne daran; aber der arme Mann behauptete hartnäckig: »Tu das, es wird zu deinem eignen Vorteil sein.« Da nahm der Bauer endlich das Holz weg und legte es als Steg über eine Aue. Und als nun nach einiger Zeit die Leute aus der Kirche nach Hause gingen, war der Steg verbrannt. Da sah der Bauer ein, daß, hätte er nicht den Stender aus dem Hause genommen, dieses ihm über dem Kopf abgebrannt wäre.

So wollte auch einmal ein Zimmermann einen Balken zu einem Hause behauen, da flogen bei dem ersten Hieb Funken heraus. Der Zimmermann besah die Stelle, ob auch ein Stein oder Nagel im Holz wäre, doch er fand nichts. Dennoch flogen bei jedem Hiebe wieder Funken heraus. Da riet er dem Bauherrn, den Balken ganz beiseite zu legen, aber der wollte das durchaus nicht und der Balken kam ins Haus. Kaum war es nun fertig, so brannte es ab und das Feuer fing gerade in dem Balken an.


Durch Herrn Landmesser Nissen in Löstrup.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 264.
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