Fünfte Scene.

[246] Mathildens Zimmer.

Golo, Mathilde, Steffen.


MATHILDE. Droben schon bey einander der Ritterrath?

STEFFEN. Bitten um euer Gnaden Gegenwart.

MATHILDE. Kommen. Steffen ab. – Nun Golo?

GOLO. Soll ich mit hin?

MATHILDE. Kannst du fragen?

GOLO. Ich hasse alles Läugnen; schändlicher nichts, als eine Memme, die ängstlich um's Leben lügt, Krummes[247] und Grades unter einander hinschwätzt. Wenn die droben mich zu tief fragen wollen, fodre ich Einen um den Andern hinaus in die Schranken.

MATHILDE. Da haben wir ihn wieder! Bleib' meinetwegen lieber hier, ich will's dort allein übernehmen, dich schon auf eine gute Art entschuldigen. Das Eine thu' nur: in Thurm zu Genovefa hin noch einmahl, bitte, beschwöre sie, falle vor ihr auf die Knie. Wenn sie nur heut noch mit dir entflöhe ...

GOLO. Nein, zu ihr geh' ich nicht mehr; zu schimpflich, zu schimpflich mich weggewiesen!

MATHILDE. Thust du's nicht aus Neigung für sie, thu's aus Liebe zu uns, aus Noth. Nimm dieß Schmuckkästchen Holt ein Kästchen aus dem Schrank. hier alle meine Kleinodien und Genovefens dazu, zeig' ihr, hintergeh' sie mit der falschen Nachricht von Siegfrieds Tode; Steffen soll dir helfen, er hat Alles dazu in Bereitschaft; sieh, wie du sie und uns rettest. Es ist ja eine Nothlüge. Thu's, thu's.[248]

GOLO. Daß ich ihr so abscheulich bin! So ganz abscheulich!

MATHILDE. Und hätten wir auch Siegfrieds Unterschrift nicht, sie ist verloren, wenn sie's jetzt länger dir weigert. Jetzt auf diesem Punct ist kein Säumens mehr, die Zeit ist verflossen.

GOLO. Ich will noch einmahl zu ihr hin; gewiß, es ist das letztemahl. Herz, versteinre dich, unempfindlich wie sie selbst! Mir wird's ganz blutig vor den Augen, wie ein angeschoßnes Thier, nah dem Tode jetzt – her mit! Nimmt das Kästchen. Mach' deine Sachen gut. Ab.

MATHILDE. Mach' nur die deinen so. Hätt' ich's bis jetzt drauf ankommen lassen, es stünde vielleicht nun übel genug. Die meisten des Ritterraths sind schon im Voraus so von mir instruirt, wie ich's will und verlange.


[249] Steffen hastig.


STEFFEN. Neuigkeit, willkommen wie ein Daumen im Auge: Ritter Carl den Augenblick aus dem Lager hier.

MATHILDE. Was? Hölle und Flammen! Aus dem Lager hier angelangt? Allein oder mehr? – Wenn's so anfängt, geht alles zum ... Ab.


Quelle:
Friedrich Müller (Maler Müller): Werke. Heidelberg 1811, S. 246-250.
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