Rede,

[199] bei Gelegenheit der Kirchweihe zu ***

gehalten.


In derselben Zeit gingen die Jünger des Leichtsinns in den Garten des Herrn ** Bräuers und arbeiteten fröhlich und vergnügt, bis die Sonne sich hinter die Berge verbarg. Einer aber unter ihnen war, der da sprach: Wahrlich, wahrlich sage ich Euch: der Welten Untergang ist nicht mehr ferne; denn schon sehe ich im Geiste die Häuser im Kreise sich vor mir herumdrehen, und die verheißene Sündfluth wird bald erfolgen. Als sie[199] vom Hause gingen, siehe, da lief ihnen viel Volk nach und staunte; er aber wandte sich um und sprach: Was lauft ihr mir nach –, gehet hin in den Weinberg des Herrn, von dem wir kommen, und saugt den prophetischen Geist in euch, wie wir gethan, und ihr werdet hellsehen in die Zukunft. Amen.


Sei, – schreibt der Apostel Paulus an die Korinther, – sei auf deiner Hut, du Volk des Herrn, und arbeite zeitig in dem Weinberge Christi, auf daß du dir die Anwartschaft in den Himmel erwirbst; und also spreche auch ich zu euch, meine Christen: arbeitet zeitig in dem Weinberg des Herrn und sammelt euch Verdienste – aber wie kann man das? – eine andere Frage! – Doch kurz ist sie beantwortet, nur drei Worte sind es, meine Lieben! aber inhaltsschwere; sie heißen: Beten, Fasten, Almosengeb'n – dies sind die drei Weinberge, die ihr bearbeiten müßt, daher ich also zuerst das Beten, dann aber mein Lieblingsgeschäft, das Almosengeben, betrachten, an's Fasten aber ganz auf die Letzt gedenken werde.[200]

Quelle:
D. C. Müller: Gedichte, Aufsätze und Lieder im Geiste Marc. Sturms. Rorschach 1853, S. 199-201.
Lizenz:
Kategorien: