An Ludwig Sigismund Ruhl1

[54] Ich zog mit dir aus Roma's heil'gen Mauern,

Den Rücken jenen Fluren zugewendet,

Wo sich der Himmel nimmer müde spendet

Mit seines Füllhorns frischen Blumenschauern.


Da faßte plötzlich dich ein heißes Trauern,

Das über ihren Strom dir nachgesendet

Die Stadt, der du, ich weiß nicht was, verpfändet:

Ich hörte deine Seufzer mit Bedauern.


Germania, mach' auf dich ohne Weilen,

Geschmückt mit aller deiner Reize Waffen,

Den hart gefeiten Flüchtling zu begrüßen!


Heiß' der zwölf Monde Schaar voraus dir eilen,

Und was ein jeder Bestes kann erschaffen,

Leg' er als Angebind' ihm gern zu Füßen.

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Ein bekannter deutscher Maler (Gs).

Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 54.
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