Dezember

[59] Mit Peitschenknall und lautem Schellenklange

Meld' ich mich dir, und schüttle weiße Flocken

Durch alle Straßen hin aus meinen Locken:

Dich, hoff' ich, macht das Ungethüm nicht bange.


Es schnaubt der Renner an des Schlittens Stange,

Das blanke Halsband schütteln deine Doggen;

Die Dame hüllt in warme Flaumensocken

Den zarten Fuß, und denkt: Er bleibt so lange.
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Was zauderst du? Sitz' auf, mein Freund, geschwinde!

Und sei mir auf der Fahrt nicht zu verwegen,

Muß ich im Namen deiner Schönen bitten.


Den süßen, warmen Odem wehn die Winde

Und manche weiche Locke dir entgegen:

Halt kurz das Roß, und sieh auf deinen Schlitten!

Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 59-60.
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