Höhen und Thäler

[48] Mein Mädchen wohnt im Niederland,

Und ich wohn' auf der Höh',

Und daß so steil die Berge sind,

Das thut uns beiden weh.


Ach Felsen, ihr hohen Felsen ihr,

Wozu seid ihr doch da?

Wenn's überall fein eben wär',

So wär' mein Schatz mir nah.


Der Vater spricht: Bleib' hier, mein Sohn,

Und bring' dein Weib herauf.

Das Mädchen spricht: Es kann nicht sein,

Mein Haus ich nicht verkauf'.
[48]

Ach Felsen, ihr hohen Felsen ihr,

Wenn ihr doch sänket ein!

Dann wär' der Streit ja gleich vorbei,

Und 's Mädchen wäre mein.

Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 48-49.
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