Kuß und Lied

[71] Jüngst grüßte mich ein rother Mund;

Ein Liedchen saß auf meinen Lippen,

Und aus dem Liedchen ward ein Kuß.


Jetzt ist mein Mädchen fern von mir;

Zum Kusse will mein Mund sich schwellen,

Und aus dem Kusse wird ein Lied.


Fliegt nun, ihr lieben Verse, hin,

Und drückt sie euch an ihre Lippen,

So werdet wieder, was ihr wart!

Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 71-72.
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