Gefrorene Thränen

[112] Gefrorne Tropfen fallen

Von meinen Wangen ab:

Und ist's mir denn entgangen,

Daß ich geweinet hab'?


Ei Thränen, meine Thränen,

Und seid ihr gar so lau,

Daß ihr erstarrt zu Eise,

Wie kühler Morgenthau?
[112]

Und dringt doch aus der Quelle

Der Brust so glühend heiß,

Als wolltet ihr zerschmelzen

Des ganzen Winters Eis.

Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 112-113.
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