Ausforderung1

[130] Eine hohe Hahnenfeder

Steck' ich auf meinen Hut!

Mein Hut hat grüne Farbe,

Mein Herz hat frischen Muth.


Was will die Hahnenfeder?

Sie ruft zu Kampf und Streit,

Sie ruft: Ich lieb' die Beste

Im Lande weit und breit!


Und kennst du eine bessre,

Und ist sie deine Wahl,

Steck' auf eine höh're Feder,

So raufen wir einmal.


Und muß ich unterliegen,

Und lieg' ich in dem Sand,

Ich halt' auf meinem Spruche

Zeitlebens festen Stand.


Und ist dein Dirnel schöner,

So trag's zur Stadt hinein,

Zum Markte, zum Verkaufe,

Für's Dorf ist's halt zu fein.
[130]

Und ist dein Dirnel frömmer,

So führ' es gleich nach Rom,

Und laß es heilig sprechen,

Zur Lieb' ist's halt zu fromm.

1

In Tyrol pflegen junge Bauerbursche sich Hahnenfedern auf den Hut zu stecken, zum Zeichen, daß sie bereit sind, es mit Jedem im Raufen aufzunehmen (U).

Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 130-131.
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