Das Höchste

[18] Was mir das Höchste ist, das sing ich nicht;

verschlossen bleibt des Herzens Heiligtum –

und seines Wesens keusches Siegel bricht

kein Beifallslächeln und kein Dichterruhm;

doch ist mein Schaffen nur von ihm belebt:

Wie in der Blüte Kelch, der Felsenglieder

granitner Pracht das Unsichtbare webt,

so strömt sein Hauch durch alle meine Lieder.


Quelle:
Clara Müller-Jahnke: Gedichte, Berlin [1910], S. 18.
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