27. So lieb wie das Salz.

[98] Ein König fragte einstmals seine Tochter, wie lieb sie ihn habe? »O so lieb, so lieb – wie das Salz!« sagte sie. Das schien dem König aber sehr gering und er ward ungehalten über diese Antwort seines Kindes. – Bald darauf gab er ein großes Gastmahl. Da bewirkte es die Tochter, daß alle Speisen ungesalzen auf den Tisch gebracht wurden, woher es denn kam, daß dem König gar nichts schmecken wollte. Als die Tochter ihm endlich die Ursache davon entdeckte, da sah er ein, wie gut das Salz war und daß seine Tochter neulich ein sehr gutes Wort gesprochen, und er hatte sie wieder lieb wie vordem.

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Stuttgart 1852, S. 98-99.
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