Einem Tagelöhner

[46] Lange Jahre sah ich dich

Führen deinen Spaten,

Und ein jeder Schaufelstich

Ist dir wohlgeraten
[46]

Nie hat dir des Lebens Flucht

Bang gemacht, ich glaube –

Sorgtest für die fremde Frucht,

Für die fremde Traube.


Nie gelodert hat die Glut

Dir in eignem Herde,

Doch du fußtest fest und gut

Auf der Mutter Erde.


Nun hast du das Land erreicht,

Das du fleißig grubest,

Laste dir die Scholle leicht,

Die du täglich hubest!


Quelle:
Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München 1968, S. 46-47.
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