Am Himmelstor

[152] Mir träumt', ich komm ans Himmelstor

Und finde dich, die Süße!

Du saßest bei dem Quell davor

Und wuschest dir die Füße.


Du wuschest, wuschest ohne Rast

Den blendend weißen Schimmer,

Begannst mit wunderlicher Hast

Dein Werk von neuem immer.


Ich frug: »Was badest du dich hier

Mit tränennassen Wangen?«

Du sprachst: »Weil ich im Staub mit dir,

So tief im Staub gegangen.«


Quelle:
Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München 1968, S. 152.
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