XIII
Die Ablaßbude

[387] Und, sieh, da wälzte sich das Rad der Zeit,

Wir traten mit der welschen Macht in Streit.


Ich schrie: Ihr Männer, geht mir an die Hand:

Des Papstes Ablaßbude wird berannt!


Erkaufen Gold und Silber Seelenheil,

So steht es bald auf allen Märkten feil.


Die Ware wird von jung und alt gesucht

Und nur der arme Schlucker bleibt verflucht.


Die Tasche wende jeder! Ist sie leer,

So trete keck in unser Lager er!


Das rat ich dir, du heilsbedürft'ger Mann,

Der keinen Ablaßzettel lösen kann!


Wir greifen nach dem Himmel unverwehrt!

Uns wird die Seligkeit umsonst beschert!


Ich sprach ein rauhes Deutsch in Hast und Zorn,

Es dröhnte wie vom Turm das Wächterhorn.


Antwort erscholl wie Sturm und Meergebraus:

»Herr Hutten, fasset an und räumet aus!«

Quelle:
Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München 1968, S. 387.
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Huttens letzte Tage, Engelberg