XXXVII
Der Schmied

[414] Am Ufer drüben seh aus einem Schlot

Ich lust'ge Funken wirbeln purpurrot


Und Schmied und Amboß kommt mir in den Sinn,

Davor ich einst erstaunt gestanden bin.


Als ein vom Weg Verirrter macht ich halt:

Es war um Mitternacht im schwarzen Wald.


Ein riesenhafter Schmied am Amboß stand

Und hob den Hammer mit berußter Hand.


Zum ersten schlug er nieder, daß es scholl

Ringsum in finsterm Forst geheimnisvoll,


Und rief: »Mach, erster Streich, den Teufel fest,

Daß ihn die Hölle nicht entfahren läßt!«


Den Hammer er zum andern Male hob,

Den Amboß schlug er, daß es Funken stob,


Und schrie: »Triff du den Reichsfeind, zweiter Schlag,

Daß ihn der Fuß nicht fürder tragen mag!«


Den Hammer hob er noch zum drittenmal,

Der niederfuhr wie blanker Wetterstrahl,


Und lachte: »Schmiede, dritter, du die Treu

Und unsre alte Kaiserkrone neu!«
[414]

Quelle:
Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München 1968, S. 414-415.
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