XLV
Der kleine Ferge

[425] Laß, Ruodi, deinen Nachen sachter gehn!

In klare Gründe laß mich niedersehn!


Hier im kristallnen Spiegel farbenmild

Erscheint ein Mann und eines Knaben Bild.


Du schaust empor in Ringellockenzier,

Vor zwanzig Sommern, Knabe, glich ich dir.


Und noch ein ander Bildnis schaut empor,

Das tief gefurchte kommt bekannt mir vor!


Nun, diese schwer beschriebne Stirn ist mein –

Fürwahr, ich möchte nicht ein andrer sein!


Die Fläche kräuselt sich im Abendwind,

Zergangen beide Bilder! Rudre, Kind!

Quelle:
Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München 1968, S. 425.
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Huttens letzte Tage
Huttens letzte Tage. Eine Dichtung.
Conrad Ferdinand Meyer: Huttens letzte Tage / Das Amulett/ Der Schuß von der Kanzel
Huttens letzte Tage, Engelberg